Tanken

Tanken

Betucht mit schwarzer Nacht ist Frankreich im Süden.
Durch schweren Nebel, der Regenwinter platscht,
dickliche Wassertropfen in Rinnsalen die Scheiben hinunter,
ein stetes Geräusch von Motorgischtundregen.
So fährt die Kiste immergleich, immerfort.

Ich halte.

Ein Dach gegen die dunkle Unendlichkeit,
flach und neonschimmernd darunter,
klobig anthrazite Klötze mit aufgezäumten Schläuchen,
Zapfpistolen, kühl und bereit, schlummern in ihren Halftern,
stumpfe Spuren in weichem Metall.

Kleine rote Lichtdioden zeugen von Wachsamkeit.
Es tönt ein leises Piep Piep Piep Piep –
Piep Piep Piep Piep – Piep Piep Piep Piep …
Starte mich – erlöse mich.

Ich tanke.

Hin und wieder vorübergleiten zwei Lichtkegel,
gefolgt vom Surrenderreifen,
erscheinen und verschwinden in der Zeit,
gemeinsam durch die Nacht.

morgen

ein Dunkel im Kiefernwald
wesenhafte Ahnung
leise treten Boden weich
dann hinaus
ein helleres über der See
vielleicht ein Horizont

Sand Sand
gehen am Strand
kein Wind nicht
bewegte Stille
frische Kühle vor dem Tag
winterstraffe Haut

alles Grau
scheint warm
ein Nah und Fern zugleich
tauchen tauchen
in der Zeit

ein Licht
teilt See und Himmel
in der Ferne
empfängt den Körper
nah

Wolkentücher schwelgen
auf dem Spiegel
kehrt der Wind
Gekräusel auf der Seele

Füße kneten Muschelkalk
träges Wasser tränkt den Strand
verschwunden gleich
im Sand

bleiben Spuren
bis dann und dann
und dann

Betrunkene Tusche

Mit tropfnasser, betrunkener Tusche zusehen, wie Drachen und Schlangen auf das Papier herabfliegen.

Lu You (1125-1210)

Gesehen im Museum für ostasiatische Kunst in Köln.